Schwäbische Verskomödie von Johann Martin Enderle
nach der Vorlage "Der Tartuffe oder der Betrüger" von Molière
***ausgezeichnet mit dem deutschen Amateurtheaterpreis amarena 2014, Sparte Mundart***

Der Autor Dieter Adrion zum "Schwäbischen Tartüff" im Glasperlenspiel

Will man schwäbisches Mundarttheater über dem Niveau von derbem Schwank und purem Klamauk machen, so findet sich dafür in der vorhandenen Literatur wenig Spielbares. Ein Ausweg sind gelegentlich freie Dialektbearbeitungen anspruchsvoller Vorlagen. Im Windschatten des »Entaklemmer« von Thaddäus Troll, der es zwischen 1990 und 2000 mit einer denkwürdigen Inszenierung im Asperger Glasperlenspiel auf 150 Vorstellungen brachte, mag man der Mundartbühne nur zu gern weitere Molière-Komödien erschließen. Freilich kann man »großes Theater« nicht beliebig in Mundartfassungen übertragen. Das Grundmotiv, die dramatische Fabel, die Personenprofile müssen passen, das heißt: mit ihnen muss – in unserem Fall – typisch Schwäbisches fassbar werden, wenn sich eine Dialektbearbeitung rechtfertigen soll.

Molières »Tartuffe« in die engere Wahl zu nehmen, lag da nicht fern. Sind die darin angeprangerten menschlichen Schwächen der frömmelnden Heuchelei und Scheinheiligkeit hierzulande doch durchaus nicht unbekannt. Ehrgeiziges Prinzip von Johann Martin Enderle bei seiner mundartlichen Nachempfindung war es, eine wichtige Qualität des Originals nicht preiszugeben, sondern zu erhalten – die Form der gereimten Verskomödie, die ein ganz eigenes Element des Lachtheaters mit einzubringen vermag: das der Sprachkomik. Dafür setzt man sich leicht wie Molière über die beiden selbstironischen Warnungen hinweg, die er in seinen  »Misanthrope« einflicht:

»Man lasse sich durch nichts beirren im Bestreben,
Dem Trieb zur Reimerei möglichst nicht nachzugeben.«

und

»Vor allem aber ist dem Dichter zu empfehlen,
Die Nebenmenschen nicht mit seiner Kunst zu quälen.«

Den Nebenmenschen, die sich dennoch zu den Vorstellungen des »Schwäbischen Tartüff« in der Inszenierung von Rose Kneissler im Theatersaal des Glasperlenspiels versammeln, seien – Molière zum Trost – zwei vergnügliche und keinesfalls quälende Stunden versprochen – vom Autor, von der Regie und dem Ensemble.

Der Inhalt

Im Haus von Eugen Auberle ist nichts mehr ist, wie es einmal war, seitdem der Hausherr den scheinheiligen Tartüff von der Straße aufgelesen und bei sich aufgenommen hat. Während sich Auberle und seine Mutter Berta von dem Schwindler um den Finger wickeln lassen und nicht bemerken, dass Tartüff es allein auf das Vermögen der Familie abgesehen hat, durchschauen alle übrigen Hausbewohner dessen aufgesetzte Tugend und Frömmelei  recht schnell, stoßen jedoch mit ihren Warnungen bei Eugen Auberle auf taube Ohren.

Zum Trotz setzt er Tartüff zu seinem Erben ein und will ihm sogar seine Tochter Mariele zur Frau geben. Da greift seine Gattin zu einem Trick, doch als Auberle endlich die Augen aufgehen, ist es fast schon zu spät. Werden die vereinten weiblichen Kräfte von Emilie  und  dem Dienstmädchen Dorle noch das Schlimmste verhindern können?

Gefördert vom Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Kunst über den Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.

Dieses Theaterstück wird von der Stiftung Kunst, Kultur und Bildung der Kreissparkasse Ludwigsburg unterstützt.

Die Mitwirkenden

  • Eugen Auberle, ein wohlhabender Bürger: Gerhard Teichmann
  • Emilie, seine Frau: Andrea Trautwein
  • Karl, sein Sohn: Florian Pechbrenner
  • Mariele, sein Tochter: Silke Flammer
  • Frau Berta, seine Mutter: Bernd Stöhr
  • Frieda, Frau Bertas Magd: Marie-Luise Teichmann
  • Gustav Hess, sein Schwager: Thomas Roll
  • Fritz Holdenried, Marieles Verlobter: Stephan Engelhardt
  • Tartüff, ein Frömmler: Dietmar Ilg
  • Dorle, das Dienstmädchen: Susanne Zehender
  • Vögtle, ein Gerichtsvollzieher: Christoph Eckert / Siegfried Dannwolf
  • Gendarm: Heinz Krumrey

Bühnenbild und Kostüme: Das Ensemble
Souffleuse: Andrea Lesch
Technik: Klaus Liebig / Holger Hofsäß
Regie: Rose Kneissler

Premiere

2. November 2013

Pressebericht zu "Der schwäbische Tartüff"

Laudatio bei der Preisverleihung: Prof. Bernd Guhr, Leipzig 13.09.2014

"Die reimenden Amateurschauspieler aus Asperg sind so überzeugend, es bedarf keiner schwäbischen Sprachkenntnisse der Zuschauer... Also auf schwäbisch: Herzlichen Glückwunsch!"

Molière auf Schwäbisch: Deutschlandradio Kultur 11.09.2014

"Mit seiner Komödie über den Betrüger "Tartuffe" provozierte der französische Dramatiker Molière vor mehr als 300 Jahren einen Skandal. Jetzt gibt es den Stoff auch auf Schwäbisch - und das sorgt für Lachtränen."

Voller Erfolg für das Glasperlenspiel: Stuttgarter Zeitung 07.05.2014

"Höhere Weihen gibt es für Amateurschauspieler kaum: Das Ensemble des Asperger Glasperlenspiels hat mit dem Stück 'Der schwäbische Tartüff' den deutschen Amateurtheaterpreis in der Kategorie Mundart gewonnen."

Theaterpreis fürs Glasperlenspiel: Ludwigsburger Kreiszeitung 07.05.2014

"Für seine Inszenierung von Dieter Adrions 'Schwäbischem Tartüff' erhält die Theatergruppe des Glasperlenspiels den Amateurtheaterpreis Amarena."

Mit einem Schwindler auf Erfolgskurs: Stuttgarter Zeitung 02.05.2014

"Das Glasperlenspiel ist mit dem 'Schwäbischen Tartüff' für den deutschen Amateurtheaterpreis nominiert."

Bigotter Frömmler auf Schwäbisch: Ludwigsburger Kreiszeitung 4.11.2013

"Bei der Premiere im Glasperlenspiel - Regie hat Rose Kneissler geführt - zeigt sich, dass auch ein eingeschwäbelter Tartüff durchaus funktioniert. Schließlich seien, so ist in der Ankündigung des Theaterensembles treffend zu lesen, die im Original angeprangerten menschlichen Schwächen der frömmelnden Heuchelei und Scheinheiligkeit auch hierzulande nicht unbekannt."

Bilder von "Der schwäbische Tartüff"

Bilder von Klaus Muth
Premiere am 2. November 2013

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